Fuji X Buyer’s Guide : Objektive
In diesem Teil meines Kaufratgebers für die Fuji X-Serie geht es um Objektive. Bitte schaut hier, um meine Einführung in die Fujifilm X- Serie und meine Gedanken über die große Auswahl an Fuji-X-Kameras zu lesen, die auf dem Markt sind.
Wie in meinem Kamerabeitrag angegeben, handelt es sich bei den folgenden Informationen lediglich um meine persönliche Meinung zu den Fuji-Objektiven, die ich bisher verwendet habe ...Dies wird kein umfassender Blick auf alle von Fujifilm hergestellten Objektive oder Objektive von Drittanbietern sein, weil ich nicht jedes einzelne auf dem Markt verfügbare Objektiv verwendet habe (ich gebe mir allerdings größte Mühe diesen Punkt einmal zu erreichen). Da ich jedoch eine ganze Menge Objektive habe testen können denke ich, dass dies ein ziemlich guter Überblick sein wird.
Als Fuji dieses Wechselobjektivsystem entwickelte, brachte das Unternehmen jahrelange Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Objektiven mit. Fuji hat schon immer fantastisches Glas hergestellt. Von High-End-Videoobjektiven im Wert von über 60.000 Euro über Optiken für Satelliten und Medizintechnik, bis hin zur Entwicklung und Herstellung von Hasselblad-Objektiven. Um es einfach auszudrücken: Fuji kennt sich mit Glas aus.
Die ersten drei Objektive der X-Serie waren das 18mm f/2.0, das 35mm f/1.4 und das 60mm f/2.4 Macro. Das heutige Sortiment ist um einiges umfangreicher. Ich werde in diesem Guide die Objektive auflisten, die ich verwendet habe und euch dazu ein paar Beispielfotos mit meinen Gedanken zu diesen Objektiven geben, damit ihr herausfinden könnt, ob und warum dieses oder jenes Objektiv für euch geeignet sein könnte, oder eben nicht.



Fujifilm XF18mm f/2.0 R
Das 18mm ist wahrscheinlich das am meisten unterschätzte und am meisten vergessene Objektiv in der X-Serie. Es ist klein, leicht, scharf und es ist lichtstark. Obwohl der Autofokus nicht ganz so schnell und knackig ist wie bei den neueren Objektiven, ist er dennoch zu gebrauchen. Das 18mm habe ich recht schnell wieder verkauft. Das ist jedoch keine Kritik am Objektiv, sondern liegt lediglich an der Art, wie ich fotografiere. Wenn ich weitwinkelig fotografiere, greife ich tendentiell lieber zum 13er oder 16er. Doch dazu später mehr.
Ab und an frage ich mich trotzdem, warum ich das 18-mm nicht behalten habe. Es ist wirklich ein tolles kleines Objektiv. Es ist eine gute Wahl für alle, die ein weitwinkliges, leichtes Objektiv für die Reportage-Fotografie suchen. Werft einen Blick auf gebrauchte, häufig kann man ein wenig genutztes 18er für einen schmalen Schein auf dem Gebrauchtmarkt ergattern.






Fujifilm XF23mm f/2.0 WR
Dies ist ein der beliebtesten Festbrennweiten für die X-Serie und das zu Recht. Mit einer 2er Blende ist es lichtstark und ab f/2.8 sehr scharf. Die Verarbeitungsqualität ist erstklassig. Durch die kompakte Bauweise und das geringe Gewicht eignet es sich diese Optik hervorragend dafür um sie immer dabei zu haben. Viele Fragen sich, ob sie sich für den Kauf dieses Objektivs oder den Kauf einer X100 mit dem integrierten 23-mm-f2-Objektiv entscheiden sollten. Darüber werde später ein paar Zeilen verlieren.
Dieses Objektiv eignet sich hervorragend für Hochzeits- und Eventfotografen sowie Street-Fotografen bei schlechten Lichtverhältnissen. Diese Optik ein kleines Manko. Bei Blende f/2.0 ist das Objektiv etwas soft in der Bildmitte. Bei “Environmental Portraits” fällt dies nicht sehr ins Gewicht, allerdings bei Detailaufnahmen im Bereich der Naheinstellgrenze. Beim Abblenden reduziert sich dieser Effekt, ab Blende 2.8 sind die Aufnahmen auch in der Bildmitte knackscharf.





Fujifilm XF27mm f/2.8 Pancake
Ich hatte nie wirklich Interesse an diesem Objektiv, bis ich es von einem Freund zusammen mit der X-E3 zum Testen bekommen habe. Obwohl es für ein Festbrennweitenobjektiv nicht besonders lichtstark ist, ist es ein großartiges Objektiv mit guter Fokussierung und hoher Schärfe. Ich habe Fuji gefragt, ob ich eines testen könnte, aber ähm, sie haben es nicht zurückbekommen. Das werden sie auch nicht.
Zusammen mit einer X-T1 /T2/T3/T4/T5 ist dieses Objektiv nicht viel größer als eine X100. 27mm sind zu Beginn eine etwas seltsame Brennweite, an die man mich gewöhnen muss, obwohl diese dem peripheren Blickfeld des Menschen sehr nahe kommt (auf Kleinbildformat gerechnet). Mittlerweile habe ich damit so oft fotografiert, dass ich mich damit wohl fühle und mit diesem winzigen Objektiv ziemlich gut vorab visualisieren kann.
Mein größter Kritikpunkt an diesem Objektiv ist der Preis. Obwohl ich dieses Objektiv super finde, muss ich sagen, dass der Preis relativ hoch ist. Die “Kopie” dieses Objektivs von TT-Artisan kostet weniger als die Hälfte und muss nur bei der Vignettierung zurückstecken. Zudem ist der Autofokus sogar bei der überarbeiteten Version dieser Optik relativ laut.
Dieses Objektiv ist für Fotografen gedacht, die auf Reisen eine möglichst kleine Kamera haben möchten, ohne dabei auf Bildqualität verzichten zu müssen. Eine maximale Offenblende von 2,8 bedeutet, dass der ISO-Wert für Arbeiten bei schlechten Lichtverhältnissen möglicherweise etwas mehr als üblich erhöht werden muss. In Zeiten von ki-unterstützter Rauschreduzierung zu verschmerzen. Obwohl ich nicht sagen würde, dass es ein „Must-have“-Objektiv ist, ist es auf jeden Fall ein „nice to have“-Objektiv.







Fujifilm XF35mm f/1.4 R
Es gibt Objektive in denen eine gewisse Magie steckt. Dies ist ein solches. Ich liebe. Dieses. Objektiv. Tatsächlich ist dies zusammen mit dem 18mm f/2.0 das erste Objektiv das ich für die X-Serie besessen habe. Wahrscheinlich ist es auch dafür verantwortlich, dass ich mich für dieses System entschieden habe.
Der Autofokus ist etwas langsam, da es sich um eines der ersten X-Objektive handelt. Traut man den Testern mit Ihren Testcharts, ist diese Linse optisch nicht einmal "perfekt” allerdings hat es dadurch diese Art von Charakter die ihm mittlerweile unter den Fans der X-Serie einen Legendenstatus eingetragen hat. Wer ein lichtstarkes Objektiv sucht, dass technisch “perfekt” ist, greift zum legitimen Nachfolger, dem XF33 f/1.4!
Wem die fehlende Wetterresistenz und der laute Autofokus egal ist, bzw. wer ein Objektiv mit Charakter sucht - dieses Objektiv ist ein MUSS.





Fujifilm XF35mm f/2.0 WR
Dieses Objektiv hat mit dem 35mm f/1.4 nur die Brennweite gemein. Es ist kompakter und hat einen moderneren, fast lautlosen Autofokus. Zusätzlich dazu kann es mit Wetterresistenz aufwarten. Optisch ist das 35mm f/2.0 hervorragend und zeigt keine Schwächen. Gegenüber der 1.4er Variante könnte man den kleinen extra Punch an Cremigkeit in dem Bokeh vermissen. Dies kommt allerdings nur zum tragen, wenn man mit dem 1.4er bereits gearbeitet hat. Zusammen mit dem 16mm f/2.8, dem 23mm f/2.0 und dem 50mm f/2.0 hat man ein hervorragendes, kompaktes Quartett an der Hand, wenn man auf Reisen auf das Gewicht achten will oder muss.




Fujifilm XF56mm f/1.2 R
Dieses ist das erste ernsthafte Porträtobjektiv für die X-Serie. Ja, das 60-mm-Objektiv war zuerst da, aber dieses ist “the real deal”. Es ist scharf und der Autofokus ist sehr präzise, wenn auch akustisch sehr präsent. Letztere Eigenschaft schränkt die Eignung für den Videobereich, zumindest ohne getrennte Tonspuren, etwas ein. Wer sich für Porträtaufnahmen begeistert, braucht dieses Objektiv in seiner Tasche. Physisch bewegt sich dieses Objektiv mehr auf der schwereren Seite der X-Serie. Es Passt gut an eine X-T1/2/3/4/5, idealerweise mit einem Batteriegriff. Perfekt ausbalanciert fühlt es sich an der X-H Serie an. Eslässt sich mit Sicherheit sagen, dass das 56er ein Muss für die X-Serie ist.
Das 56er wurde 2022 auf die Version MKII geupdated, um den höher auflösenden Sensoren Rechnung zu tragen. Außerdem ist die Version II wetterresistent und verfügt über einen schnelleren Autofokus. Das “alte” 56er ist allerdings dadurch keine lahme Ente und auf dem Gebrauchtmarkt zu erschwinglichen Preisen zu haben. Bei Privatangeboten sollten Interessenten das Objektiv vor dem Kauf testen, bei viel benutzten Objektiven neigt der Blendenring dazu, sich etwas ausgeleiert anzufühlen und sich leicht durch beiläufige Berührungen zu verstellen.



Fujifilm XF60mm f/2.4 Macro
Dieses ist ein schwieriges Objektiv. Schwierig zu bewerten, weil es optisch fantastisch ist, in der Benutzung allerdings eine mittlere Katastrophe. Der Autofokus ist sehr unpräzise und langsam, auch manuell ist das Objektiv keine Wonne.
Wenn der Fokus einmal sitzt, produziert es wunderschöne und sehr scharfe Bilder (man achte auf den Falter links im ersten Bild). Es ist wirklich sehr scharf und hochauflösend. Es ist auch ein Makroobjektiv, falls es einem wichtig ist, aber ich kann den Kauf dieses Objektivs nicht unbedingt empfehlen. Ich könnte nachts nicht schlafen, wenn ich jemandem empfehlen würde, dieses Objektiv zu kaufen. Wer eine Portraitbrennweite sucht und nur gelegentlich eine Macrofunktion benötigt, dem empfehle ich eines der 56er oder 50er Festbrennweiten in Verbindung mit Fujifilm’s Macro-Zwischenringen zu verwenden. Macroenthusiasten greifen sowieso zum 80mm.




Fujifilm XF10-24mm f/4 OIS
Wer neben dem 10-24 noch wettwinklige Festbrennweiten besitzt wird es häufiger schwer haben, sich zu entscheiden. „Aber Max! Blende Effff zwei Punkt Acht OMG BOKEH!“ … könnte manch einer sagen. Das Ding ist: wenn ich zu einem Weitwinkelobjektiv greife, werden unscharfe Details im Hintergrund nicht butterweich dargestellt. Die Intention ist meist eher eine Scene in ihrer Gesamtheit scharf darzustellen.
Ein Weitwinkelobjektiv hat bereits eine große Tiefenschärfe, es sei denn, man befindet sich unmittelbar vor dem Motiv. 18 mm bei f2 wird was die Tiefenschärfe angeht, keine dramatische Veränderung gegenüber einer ähnlichen Aufnahme mit einem 13mm mm 1,4 sein. Wenn ich Weitwinkelaufnahmen mache, suche ich normalerweise nach einer größeren Schärfentiefe, deshalb schreckt mich die Blende f/4 nicht von diesem Objektiv ab. Einzig bei Astrofotografie kann es schwierig werden. Aber dann ist da ja noch das VX13mm f/1.4
Dieses Objektiv verfügt außerdem über die optische Bildstabilisierung (OIS) von Fuji, die das Bild bei längeren Verschlusszeiten und weniger Licht verdammt gut stabil hält.
Dieses Objektiv eignet sich hervorragend für Naturfotografen (soweit ich gehört habe), Architekturfotografen und für den nächsten Städtetrip. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Objektiv als “Immerdrauf” in Betracht ziehen würde, aber genau als solches habe ich es oft genutzt. Es ist scharf und schnell und 10 mm (16mm KB) sind ein ziemlich interessanter Blickwinkel auf die Welt. Meiner Ansicht ein weiteres “Must-Have” für die X-Serie.




Fujifilm XF18-55mm f/2.8-4 RLM OIS
dies ist das am häufigsten konfigurierte Fuji-Kit-Objektiv, da es im Lieferumfang vieler X-Kameras enthalten ist. Die wenigsten Besitzer werden dieses Objektiv “solo” neu erworben haben. Meins war damals beim Kauf einer Fuji X-T20 dabei. Viele bezeichnen das 18-55 als das beste Kit-Objektiv von allen (echt jetzt!).
Es ist ein vielseitiges Objektiv, aber ich liebe es nicht. Versteht bitte meinen Mangel an Liebe dafür nicht als Kritik. Mein Hauptkritikpunkt ist die variable Blende. Eine einfache Drehung des Zoomrings ändert die Blende, entsprechend erschwert dies das manuelle Arbeiten mit Blitz, da sich die Belichtung jedes mal ändert. Das gleiche gilt für die Aufnahme von Videos. Die einzige Lösung ist in einem solchen Moment mit Blende 4 zu arbeiten.
Der Ausdruck Kit-Objektiv wird dieser Optik eigentlich nicht gerecht, das liegt daran, dass es sich optisch wirklich keine Schwächen leistet und eine hervorragende Abbildungsleistung besitzt. Kit-Objektive (besonders in diesem Preissegment) hatten in der Vergangenheit häufig den Ruf wirklich miese optische Eigenschaften zu haben und wurden daher auch häufig als “Scherben” bezeichnet. Dies trifft auf das 18-55 wirklich nicht zu. Es ist ein gutes Objektiv, aber ... ich benutze es nicht oft. Wenn ich die Wahl habe, greife ich zum 16-55 oder zu einer Festbrennweite.
Dieses Objektiv eignet sich gut für alle, die ein gutes Allround-Zoomobjektiv suchen, das leicht zu transportieren ist. Die meisten würden es nicht wirklich für ein Profi-Set in Betracht ziehen, aber für jeden, der dies liest, gibt es einen Profi, der dieses Objektiv regelmäßig verwendet.









Fujifilm XF16-55mm f/2.8 LM WR
Hier wird es ernst. Bei dem 16-55 handelt es sich um die zweite “Red Badge” Zoom-Optik, die Fuji auf die Welt losgelassen hat. Mit dieser Optik zielt Fuji auf Fotografen, die in allen Situationen Bestleistung von ihrem Objektiv erwarten. Manche, die diese Linse eine Zeit in Benutzung hatten, sagen es ist “ein Beutel voller Festbrennweiten” und ich bin geneigt dem zuzustimmen.
Auf der technischen Seite brilliert das 16-55 mit einem komplett wettergeschütztem Design und einer durchgehenden Blende von f/2.8! Bildschärfe- und Auflösung sind auf einem sehr hohen Niveau. Einzig den Bildstabilisator vermisst man, was in Verbindung mit Fuji-Kameras die mit IBIS ausgerüstet sind, aber zu verschmerzen ist. Einziger Kritikpunkt im Jahr 2024 ist die eher durchschnittliche Performance wenn es um Video geht. Zooms mit Autofokus sollten nicht zu schnell durchgeführt werden, da die Optik nicht “parfocal” ist (d.h. beim Zoomen verändert sich der gesetzte Fokus) und die Kamera somit den Fokus nachführen muss. Wer mehr filmt als fotografiert, schaut sich lieber das XF18-120 f/4 an.
Wenn es um die Handhabung geht, passen Kameras wie die X-H1 oder X-h2(s) wegen des großen Handgriffs am besten zum 16-55, schließlich bringt es solide 655g auf die Waage. Als Immerdrauf, oder auf ausgedehnten Photowalks sollte man also nichts gegen eine Extraportion Gewicht im Rucksack haben. Auch an einer X-S10/20 oder X-T1/2/3/4 macht es eine gute Figur. Bei letzteren empfiehlt sich jedoch ein zusätzlicher Handgriff, da sich die Handhabung andernfalls doch etwas unsicher anfühlt.